Josef Baum1


Siedlungskonzentration im Raum Waidhofen/Thaya



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Sana24.01.2017
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Siedlungskonzentration im Raum Waidhofen/Thaya

Ausgegangen wurde vor allem von historischen Daten des Bevölkerungsstandes in den Katastralgemeinden des politischen Bezirks Waidhofen und des ehemaligen Gerichtsbezirks Allentsteig. Im Folgenden werden 160 Katastralgemeinden im Raum des heutigen politischen Bezirks Waidhofen betrachtet- wobei insbesondere die Katastralgemeinden der heutigen Gemeinde Vitis nicht erfasst wurden. Die Katastralgemeinden sind die kleinste Einheit, für die Bevölkerungserhebungen durchgeführt werden. Es wird der Zeitraum ab 1869 bis 1991 betrachtet.

Die Entwicklung der Bevölkerung und der Häuseranzahl wird für die Eckzeitpunkte 1869, 1910, 1951 und 1991 dargestellt. – Siehe die Daten im Anhang, Tabelle 16.
Aus folgenden Gründen ist es zweckmäßig, sowohl eine größere Gesamtheit von Katastralgemeinden wie auch einen längeren Zeitraum zu betrachten:


  • Die konkrete Erhebungspraxis kann im Einzelnen zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Insbesondere bei vorübergehend Ansässigen einschließlich Ausländern sind hier immer wieder verschiedene Erfassungen möglich.

  • Die Gründung oder Schließung bzw. Redimensionierung von mittleren Betrieben kann lokale statistische Ausschläge verursachen.

  • Die Praxis zeigt, dass unterschiedliche Bauaufschließungspraktiken bzw. einzelne Grundstücksverwertungen die Ansiedlung in einzelnen Katastralgemeinden verstärken, wobei allerdings oft nur Bevölkerung aus Nachbarorten angezogen wird.

An Hand der Daten kann der Nachweis der Siedlungskonzentration in einem beschränkten Raum geführt werden. Die Hypothese, dass bei einer insgesamten Bevölkerungsverringerung die Dörfer relativ zu Gemeindehauptorten und zum Bezirkshauptort verlieren, und größere Orte wieder an höhere Zentren usw., kann bestätigt werden.


Letztlich führt die abnehmende Bedeutung der Landwirtschaft zu einem Rückgang der Funktion des Dorfes als soziale Einheit. Der tendenzielle Rückgang der Dorfbevölkerung auf Grund der landwirtschaftlichen Umstrukturierung führt dazu, dass Dörfer vor allem von der Abwanderung aus der Region betroffen sind.
Im Einzelnen können bezüglich des Verlaufs der Bevölkerungsentwicklung im genannten Zeitraum vier„Typen“ nach der Größenordnung unterschieden werden: Die Katastralgemeinden bis etwa 250 Einwohner (1991), diejenigen von 250 bis 500, diejenigen über 500 Einwohner (exkl. dem Bezirkshauptort) und der Bezirkshauptort. Erstere weisen in allen betrachteten Perioden im Durchschnitt Rückgänge auf, die zweiten in den zwei letzten Perioden, die dritten nur in der letzten Periode und der Bezirkshauptort hat durchgehend (beträchtliche) Bevölkerungszuwächse zu verzeichnen.

  • Die Katastralgemeinden, die 1991 bis zu 250 Einwohner hatten, wiesen in allen drei betrachteten Perioden im Schnitt Rückgänge auf, am stärksten die 95 Gemeinden unter 100 Einwohner: von 1869 bis 1910 um 8 %, von 1910 bis 1951 um 17% und von 1951 bis 1991 um 39 %. Das ergibt insgesamt einen Rückgang von 1869 bis 1991 von 54 % bzw. von 1910 bis 1991 um 50 %, was eine Halbierung der Bevölkerungszahl bedeutet.

Der Rückgang der Einwohner in den 50 Katastralgemeinden, die 1991 in der Größenklasse von 100 bis 250 lagen, ist etwas geringer, beträgt aber für die gesamte betrachtete Periode von 1869 bis 1991 auch 41 %.

Jedenfalls ist die durchschnittliche Veränderung der Dörfer in der Größenklasse bis zu 100 Einwohner sehr ähnlich der in den Dörfern von 100 bis 250 Einwohner.



  • Die Katastralgemeinden, die 1991 in der Größenklasse von 250 bis 500 lagen, wiesen von 1869 bis 1910 noch eine leichte Bevölkerungszunahme von 5% auf, nahmen aber dann ebenfalls ab, wenngleich mit einer niedrigeren Rate als in den darunterliegenden Größenklassen.

  • Die Katastralgemeinden, die 1991 in der Größenklasse von über 500 Einwohnern lagen (exkl. KG Waidhofen), wiesen von 1869 bis 1910 einen Zuwachs auf, blieben von 1910 bis 1951 in etwa gleich und nahmen in der letzten Periode ebenfalls bevölkerungsmäßig ab – um 14 %, auch hier wieder mit einer geringeren Rate als kleinere Gemeindetypen.

Ähnliches gilt für die Gemeindehauptorte, die zum Teil auch weniger als 500 Einwohner haben.

  • Nur der Bezirkshauptort Waidhofen wies in allen betrachteten Perioden Zuwächse auf, und zwar beträchtliche: von 1869 bis 1910 und von 1910 bis 1951 jeweils 36 %, von1951 bis 1991 um 20 %. Bemerkenswert ist das bevölkerungsmäßige Überholen von Groß-Siegharts ab 1910.

Daraus kann gefolgert werden, dass der Bevölkerungsrückgang bei den kleinsten Katastralgemeinden am Frühesten einsetzte und schrittweise auch größere Ortstypen vom Rückgang erfasst wurden. Auch die Verringerung der Zuwachsrate des Bezirkhauptortes in der letzten Periode von 1951 bis 1991 kann in diesem Sinn interpretiert werden.


Aus den Daten der Gemeinde Kautzen, die ab 1840 vorliegen3, ergibt sich der Hinweis, dass die hier angeführte Tendenz ab 1869 schon früher begonnen haben könnte. Dafür spricht die Entwicklung der Bauernschaft nach 1848: Zwar wurde durch die Überwindung der feudalen Grundherrschaft der Bauernstand freier, allerdings hatten die Bauern noch zwei Jahrzehnte lang hohe „Entschädigungen“ zu zahlen, die zu Verschuldungen und hohen Belastungen führten4.
Allerdings ist die Besetzung der Größenklassen ab 250 Einwohner relativ gering, sodass hier geringere Sicherheit bei Verallgemeinerungen gegeben ist.
Ein etwas geändertes Bild ergibt sich, wenn die Katastralgemeindegrößenklassen so betrachtet werden, dass von 1869 ausgegangen wird. Es wird also darauf geachtet, wie sich die Katastralgemeinden entwickelt haben, die 1869 Einwohnerzahlen bis 100 aufwiesen usw. Im Prinzip ist ein ähnliches Muster anzutreffen. Eine Abweichung zu oben ergibt sich dabei insofern, als die ersten zwei Größenordnungen im Schnitt kein unterschiedliches Verhalten mehr aufweisen. D. h. die Größenordnungen bis zu 500 Einwohner haben ähnliche Veränderungsraten über die Zeit (wenn vom geringen Zuwachs der Dörfer bis 100 Einwohner abgesehen wird). – Dieses etwas differenzierte Ergebnis kann so interpretiert werden, dass es am unteren Ende der Größenskala auch einige positive Bevölkerungsentwicklungen gegeben hat, während viele Orte auf unter 100 Einwohner gesunken sind. So gab es 1869 32 Orte mit unter 100 Einwohnern, 1991 allerdings 95, also eine Verdreifachung. Andererseits nahm die Anzahl der Orte mit einer Einwohnerzahl von 100 bis 250 Einwohner von 95 auf 50 ab, und die Orte von 250 bis 500 Einwohner von 24 auf 8, d. h. auf ein Drittel der Anzahl.
Die mit deutlichem Abstand stärksten Rückgänge weist die Periode von 1951 bis 1991 auf – mit Ausnahme des Bezirkshauptortes, bei dem jedenfalls aber die Zunahme zurückgeht. Insgesamt kann bei einem Periodenvergleich von einer Beschleunigung des Bevölkerungsrückganges gesprochen werden, der in Prozentpunkten in derzeit kleineren Katastralgemeinden größer ist.
Bei näherer Analyse könnten die Effekte der Zusammenlegung bzw. auch der Teilung von Gemeinden näher herausgearbeitet werden. Bei grober Analyse ist zu sehen, dass – wie zu erwarten – frühere Gemeindehauptorte nach Zusammenlegungen eher eine unterdurchschnittliche Entwicklung aufweisen5. Ebenfalls könnten im Detail die treibenden Faktoren hinsichtlich Verkehrsanbindung, landwirtschaftlicher Produktivität und Industrie- und Gewerbebetrieben noch mehr beleuchtet werden.

Tabelle 10



Bevölkerungsentwicklung nach Größen der Katastralgemeinden im Raum Waidhofen 1869-1991


Katastralgemeinden

Anzahl


Bev.1869

Bev.1910

Bev.1951

Bev.1991

 
















Summe

160

36618

36423

33510

25897



















Gebiet ohne KG Waidhofen

159

34704

33825

29969

21665

Gem. Hauptorte Summe

14

10879

11825

12856

11940

Gem. Hptorte ohne KG Wdhf

13

8965

9227

9315

7708



















Kat.Gem. bis 99 Einw.1869

32

2274

2321

1963

1387

Kat.Gem.100-249 Einw.1869

95

16077

15239

13002

8762

Kat.Gem.250-500 Einw.1869

24

8213

7923

6720

4575

Kat.Gem>500 Ew.ohn.KG Wdhf

8

8140

8342

8284

6941

Kat.Gem. Waidhofen/Thaya

1

1914

2598

3541

4232



















Kat.Gem.bis 99 Einw.1991

95

12283

11353

9386

5691

Kat.Gem.100-249 Einw1991

50

12149

11795

10265

7189

Kat.Gem.250-500 Einw1991

8

3232

3396

3013

2499

Kat.Gem>500 Ew.ohn.KG Wdhf

6

7040

7281

7305

6286

Kat.Gem. Waidhofen/Thaya

1

1914

2598

3541

4232


















Bevölkerungsveränderungen

in %
















1869-1991

1910-1991

1869-1910

1910-1951

1951-1991



















Summe

-29

-29

-1

-8

-23



















Gebiet ohne KG Waidhofen

-38

-36

-3

-11

-28

Gem. Hauptorte Summe

10

1

9

9

-7

Gem. Hptorte ohne KG Wdhf

-14

-16

3

1

-17



















Kat.Gem.bis 99 Einw.1869

-39

-40

2

-15

-29

Kat.Gem.100-249 Einw.1869

-45

-43

-5

-15

-33

Kat.Gem.250-500 Einw.1869

-44

-42

-4

-15

-32

Kat.Gem>500 Ew.ohn.KG Wdhf

-15

-17

2

-1

-16

Kat.Gem. Waidhofen/Thaya

121

63

36

36

20



















Kat.Gem.bis 99 Einw.1991

-54

-50

-8

-17

-39

Kat.Gem.100-249 Einw1991

-41

-39

-3

-13

-30

Kat.Gem.250-500 Einw1991

-23

-26

5

-11

-17

Kat.Gem>500 Ew.ohn.KG Wdhf

-11

-14

3

0

-14

Kat.Gem Waidhofen/Thaya

121

63

36

36

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