Karl Schmidt-Rottluff
den
„Mond am Fenster“
(1933; Ludwigshafen, Wilhelm-Hack-Museum).
Plastische Kunst
Auch als Bildhauer machten sich Kirchner, Schmidt-Rottluff und Erich
Heckel einen Namen. Der auf das Wesentliche reduzierte menschliche
Körper steht im Mittelpunkt der Skulpturen von Wilhelm Lehmbruck
(1881–1919, „Der Gestürzte“, 1915/16), während Ernst Barlach (1870 bis
1938, „Der Schwebende“, 1927) „Der Bettler“, 1930) ausdrucksstarken
Charakteren, aber auch den Themen Krieg und Religion in seinen
Skulpturen Gestalt gab.
Zwischen den Weltkriegen
Die Neuorientierung nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs
bedeutete für die Kunst die Chance auf radikale Experimente und den
Aufbruch in unbekanntes Terrain. Sosehr soziale Unruhen, politische
Attentate, Inflation und Weltwirtschaftskrise jene Jahre prägten, so
fruchtbar und innovativ waren die „Goldenen Zwanziger“ – auch in der
Malerei.
George Grosz und Otto Dix
Den formalen Farb-„Spielereien“ der Expressionisten setzten
kämpferisch-politische Künstler wie George Grosz (1893 bis 1959) und
Otto Dix (1891–1969) ihre aggressive Bildsprache entgegen, mit der sie
gesellschaftliche Missstände anprangerten. Sie gingen deutlich über die
Vorbilder eines Heinrich Zille (1858–1929) oder einer Käthe Kollwitz
(1867–1945) hinaus: Zille beschrieb mit dem Zeichenstift Armut und
Verelendung des Proletariats im Berliner „Milljöh“, Kollwitz kämpfte als
Grafikerin und Bildhauerin für soziale und gesellschaftspolitische
Anliegen („Nie wieder Krieg!”, 1923; „Verhungernde Kinder”, 1924). 1919
wurde sie als erste Frau zur Professorin an der Berliner Akademie der
Künste ernannt.
Vor allem für George Grosz war Kunst gleichbedeutend mit politischer
Agitation. Für ihn richtete sie sich gegen das Spießertum der Deutschen
und den moralischen Verfall nach dem Ersten Weltkrieg. Als Mitglied der
KPD begeisterte sich Grosz für Lenin und den Kommunismus in der
UdSSR. Wie auch John Heartfield (d. i. Helmut Herzfeld; 1891–1968)
bediente sich Grosz vor allem der Collage und der Fotomontage, um die
„herrschende Klasse“ ins Visier zu nehmen („Der Spießer-Spiegel“, 1925).
1933 ging er in die USA und kehrte erst 1959, kurz vor seinem Tod, nach
Westberlin zurück.
„Die Stützen der Gesellschaft“ (1926)
„Hässlich, krank und verlogen“: Als bösartige Karikatur der Weimarer
Republik wollte George Grosz „Die Stützen der Gesellschaft“ verstanden
wissen. 1926 allerdings fand das großformatige Bild (200 x 108 cm) nicht
einmal einen Käufer. Zu heftig war die satirische Attacke des Malers, die er
gegen das reaktionäre Militär und die Sensationspresse, die feisten
Parlamentarier und die Kirche richtete. Erstaunlich Grosz’ Hellsichtigkeit:
Hinter dem bierseligen Stammtisch droht im Hintergrund bereits das
flammende Inferno.
Die Schrecken des Krieges und der Moloch Großstadt mit Kriminalität
und Prostitution spielten auch bei Otto Dix die zentrale Rolle in seinem
frühen Werk. Schonungsloser Realismus verbindet sich mit aggressiver
Schärfe. Ab 1925 mäßigte sich sein Stil, auch wenn er in zwei
altmeisterlichen Triptychen noch einmal die „Großstadt“ (1927/28) und
den „Krieg“ (1929–32) in grellen Farben illustrierte. 1933 seiner Professur
in Dresden enthoben, zog sich Dix in ein Dorf am Bodensee zurück, wo er
sich verstärkt den Alten Meistern und christlichen Motiven zuwandte.
„Ich will wirken in dieser Zeit, in der die Menschen so
ratlos und hilfsbedürftig sind.“
Käthe Kollwitz
Max Beckmann
Einen weniger politischen Weg ging der unerbittliche Sinnsucher Max
Beckmann (1884–1950). Wie seine ganze Generation war er geprägt von
den existenziellen Erfahrungen des Krieges. Seine Porträts und
Triptychen bedrängen den Betrachter durch ihre quasimythische
Unbedingtheit.
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