Der zusammengesetzte Satz
Der zusammengesetzte Satz besteht aus Teilen (mindestens aus 2 prädikativen Einheiten), die man ebenfalls Sätze nennt, weil jeder von ihnen sein eigenes Subjekt und Prädikat besitzt. Doch sind diese Sätze aus semantischer Sicht nicht selbständig, sie hängen inhaltlich und strukturell voneinander ab, und nur in ihrer Gesamtheit vermitteln sie eine einheitliche Aussage. Deshalb kann man sie Teilsätze nennen.
Es gibt zwei Hauptarten von zusammengesetzten Sätzen: die Satzreihe (die Satzverbindung, die Parataxe) und das Satzgefüge (die Hypotaxe). Sie unterscheiden sich durch die Art der syntaktischen Verbindung. Die Satzreihe besteht aus grammatisch gleichwertigen Sätzen. Die meisten Teilsätze der Satzreihe können in 2 (oder mehrere) selbständige Sätze verwandelt werden, ohne das sich dabei das semantische Verhältnis wesentlich ändert: Er war fertig, er stopfte ein paar Bücher in die Aktentasche, dann lief er die Treppe hinab (Noll). Die Sätze, aus denen sich eine Satzreihe zusammensetzt, sind trotz ihrer grammatischen Unabhängigkeit, inhaltlich und formel aufeinander bezogen.
Das Satzgefüge ist ein semantisches, grammatisches und intonatorisches Ganzes, das mindestens aus 2 Elementarsätzen besteht, von denen ein Satz, Hauptsatz genannt, das organisierende Zentrum bildet, dem der andere Satz, Gliedsatz (Nebensatz) genannt, grammatisch untergeordnet ist (Er sagte, dass die Delegation angekommen sei. Es ist möglich, dass sie zu uns kommt). Meist erfüllt der Gliedsatz die Funktion eines Satzgliedes im Rahmen der gesamten Aussage. Es gibt auch Nebensätze, die sich auf den ganzen Hauptsatz beziehen: Rosa sah sich verlegen um, was dem Führer nicht entging, weshalb er seinen Vortrag rasch wieder aufnahm (Fontane).
9.5. Die Satzgliedlehre
9.5.1. Voraussetzungen und Wesen der Kategorie „Satzglied“
Bei der Lehre von den Satzgliedern handelt es sich um eines der ältesten Kapitel der Syntax überhaupt. Die Begriffe Subjekt und Prädikat sind schon von Aristoteles begründet worden. Solche Termini wie Kopula, Objekt und Attribut entstammen der scholastischer Philosophie. Als Begründer der Satzgliedlehre in der Geschichte der deutschen Grammatik gilt K.F. Becker. Seitdem sind zahlreiche Varianten der Satzgliedlehre entwickelt.
Jedes Satzglied ist eine mehr oder weniger komplexe sprachliche Einheit, die Form und Bedeutung besitzt. Satzglider sind Konstituenten des Verbalsatzes, die durch ihre hierarchischen syntagmatischen Beziehungen zur konjugierten Verbform determiniert sind. Sie drücken Beziehungen zwischen den Elementen eines im Bewusstsein widergespiegelten Sachverhalts in vermittelter Weise aus. Jedes Satzglied – mit Ausnahme des konjugierten Verbs – kann im Satz selbständig permutiert und im Regelfall durch ein Minimalzeichen substituiert werde.
Nicht alle sprachliche Elemente des Satzes werden von der Satzgliedlehre erfasst. Folgende Wortklassen können nicht Satzglied sein: Interjektionen und andere Satzäquivalente, Konjunktionen, Präpositionen, Modalwörter, Partikeln, Artikel, das Korrelat es. Auch die Anwendung der Satzgliedlehre auf syntaktische Ellipsen, besonders verblose Sätze ist problematisch.
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