Christian Fünfgeld, Kirchengemeinderat in der evangelischen Martin-Luther-Gemeinde, Tettnang Kirche mit gestalten



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Sana25.06.2017
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Kirchengemeinderäte im Portrait

Christian Fünfgeld, Kirchengemeinderat in der evangelischen Martin-Luther-Gemeinde, Tettnang

Kirche mit gestalten

„Wissen Sie denn schon, was es wird?“ Vorsichtig fährt Dr. Christian Fünfgeld mit der Ultraschallsonde über den Bauch seiner schwangeren Patientin. Diese schüttelt den Kopf. „Nein“, sagt sie, „und uns ist es egal, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird.“ Der Gynäkologe lächelt und beendet die Ultraschalluntersuchung. „Alles ist so, wie es sein muss“. Freundlich verabschiedet er die junge Frau, dann lässt er sich in seinem Büro in den Stuhl hinter seinem Schreibtisch fallen und beginnt, von seiner Arbeit zu erzählen. Dass ihm seine Tätigkeit als Chefarzt in der Tettnang-Klinik Spaß macht und ihn ausfüllt, ist ihm schon nach kurzer Zeit deutlich anzumerken. Aber trotzdem hat sich der 53-Jährige vor sechs Jahren entschieden, zusätzlich zu seinem Beruf, ein weiteres Amt zu übernehmen: Seit 2007 ist er Kirchengemeinderatsvorsitzender in der Martin-Luther-Gemeinde in Tettnang, einem kleinen oberschwäbischen Örtchen im Bodenseekreis.

Als Arzt ist es Dr. Christian Fünfgeld gewohnt, schnell und zielstrebig Entscheidungen zu treffen. „Wir untersuchen, stellen eine Diagnose und entscheiden dann, wie wir weiter vorgehen“, erklärt der Gynäkologe. Die Fähigkeit, zielorientiert zu arbeiten, versucht er, auch in seinem Ehrenamt als Kirchengemeinderatsvorsitzender einzubringen. „Mir ist wichtig, dass am Ende einer Sitzung auch ein Ergebnis steht“, erklärt er. Und auch sonst sieht der Mediziner eine Schnittmenge zwischen seinem Haupt- und seinem Ehrenamt: Schließlich gehe es in beiden Bereichen – als Christ und als Arzt – in erster Linie um die Nächstenliebe. Immer wieder gebe es Momente, wo der Mediziner als Christ Entscheidungen in seinem Berufsalltag treffe. So setzte er sich zum Beispiel dafür ein, dass so genannte „Sternenkinder“ – das sind verstorbene Kinder, die bei der Geburt weniger als 500 Gramm wiegen und nicht bestattungspflichtig sind – in Sternengräbern auf dem Tettnanger Friedhof beerdigt werden können. „Es war mir ein Anliegen, dass die Eltern einen Ort bekommen, an dem sie trauern können“, sagt er entschieden und ergänzt, Unterstützung bei solchen Themen bekäme er vor allem durch die Klinikseelsorgerin: Martina Kleinknecht-Wagner ist zugleich Pfarrerin in der Martin-Luther-Gemeinde.

Dr. Christian Fünfgeld engagiert sich schon viele Jahre in der Kirche. Aus gutem Grund: „Ich möchte mich aktiv in Gemeinde und Kirche einbringen“, sagt der schlanke dunkelhaarige Mann und ergänzt, er sehe es als Chance, Kirche mitzuleiten. „Dieses Mitbestimmungsrecht ist entscheidend für die evangelische Kirche und unterscheidet uns von der katholischen.“ Aber der Mediziner räumt ein, nicht immer sei es leicht, Beruf und Ehrenamt unter einen Hut zu bringen. Sein Job als Arzt ist oft stressig, viel Freizeit bleibt Fünfgeld nicht. Er entscheidet sich deshalb ganz bewusst, auf welche Weise er sich als Kirchengemeinderat engagiert. „Ich bin nicht der, der an jedem Seniorennachmittag den Kuchen aufschneidet und den Kaffee einschenkt. Und er sucht sich immer wieder Ruhepunkt im Alltag: Auf dem großen Balkon der Tettnang-Klinik – mit Blick auf den Bodensee und die Alpen – kommt ihm immer wieder die in oder andere Idee. „Außerdem genieße ich die Weite und die frische Luft nach einem Tag im Operationssaal“, erzählt er und lässt den Blick schweifen. Entspannung und Erholung aber findet der Arzt auch in „seiner“ Kirche, der Tettnanger Schlosskirche. Das Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert, mit seiner hohen, kunstvoll bemalten Decke, dem schlichten Altar und den weißen Holzbänken ist für Fünfgeld ein ganz besonderer Ort. Wann immer es seine Zeit zulässt, besucht er deshalb dort den Gottesdienst und hält als Kirchengemeinderat immer wieder auch die Schriftlesung.



Der 54-Jährige ist als Kirchengemeinderat unter anderem verantwortlich für die Kirchenmusik und die ökumenische Erwachsenenbildung. Er erzählt von einer neuen Veranstaltungsreihe – „Luthers Tischreden“ heißt sie. Mit den Tischreden sollen Menschen angesprochen werden, die eher am Rande der Gemeinde stehen und sich selten oder nie in den Gottesdiensten blicken lassen. Zweimal hat die Reihe schon stattgefunden, „und es war ein voller Erfolg“, freut sich Christian Fünfgeld, der momentan zusammen mit Pfarrer Thomas Wagner die dritte Ausgabe der „Tischreden“ plant.

Die Arbeit als Kirchengemeinderat sei etwas sinn- und verantwortungsvolles und ein wichtiger Ausgleich zu seinem Alltag als Chefarzt, erklärt er und ergänzt: „Außerdem ist es befriedigend, Kirche mit zu gestalten.“
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